Der Friedhof der von-Neumann-Sonden

oder: Eine frustrierende Erklärung, warum die UFOs, selbst wenn sie außerirdisch sind, nicht mit uns sprechen …

Das Pentagon hat bestätigt: Die ‚UFO‘-Videos des amerikanischen Militärs sind ‚echt‘. Also echte Aufnahmen von nicht erklärbaren Phänomenen. Das heißt noch nicht, dass sie außerirdisch sein müssen. Man spricht daher auch lieber von UAPs (Unidentified Aerial Phenomena), In wenigen Tagen soll ein Bericht an den Kongress veröffentlicht werden. Ich bin wirklich gespannt darauf, auch wenn ich vermute, dass am Ende nur ein ,es gibt Phänomene, die wir nicht erklären können‘ auf hochelaboriertem Niveau stehen wird … denn die UFOs schweigen …

Meine ‚Theorie‘ dazu, jedenfalls jetzt, heute: Sie sprechen nicht mit uns, weil niemand an Bord ist. Sie sind nur automatische Sonden, die uns und einander beobachten, Daten senden und auf Anweisungen warten von längst vergangenen oder viel zu weit entfernten Zivilisationen. Die Galaxis ist ein großer Friedhof der Von-Neuman-Sonden – oder müsste man -Zombies sagen?

Zum Schauen: UFO-Videos des Pentagon | Kann das außerirdische Technologie sein? (Raumzeit – Vlog der Zukunft, 30.5.2021, Youtube) Oder zum Lesen: How the government started taking UFOs seriously (Washington Post, 4.6.2021)

Wenn wir einmal annehmen, dass tatsächlich einige der Sichtungen auf außerirdischer Technologie beruhen: Warum melden sie sich nicht bei uns? Es muss doch auch für sie offensichtlich sein, dass sie bemerkt wurden. Dazu gibt es die üblichen Vermutungen: Wir sind nicht hochentwickelt genug / zu gewalttätig / zu uneinig / nicht erleuchtet …Selbst wenn sie sich solche Sorgen um uns machten, wäre es nicht an der Zeit, in Kontakt zu treten, damit wir uns nicht vorher ausrotten?

Ich habe eine andere Vermutung. Denn ich ‚glaube‘ nicht an lebendige außerirdische Besucher und nicht an Alien-Megazivilisationen jenseits von Stufe 2 der Kardaschow-Skala. Das Problem sind die Entfernungen und die Raumzeit. Wenn – noch deutet alles darauf hin – Lichtgeschwindigkeit das Limit ist, sind interstellare Reisen wenig verlockend. Vielleicht ist man langlebig genug, das Ziel zu erreichen, vielleicht kommen erst die Urenkel an. Mag sein, dass man mit ernsthaft relativistischer Geschwindigkeit reist, dann ist man in wenigen Jahren wieder daheim – und hofft, dass sich zuhause noch jemand an die Reisenden erinnert (falls ihre Zivilisation noch existiert). Sicher wird es einzelne verwegene Forscher geben, die es wagen, zu einem Ziel aufzubrechen, von dem das letzte gesehene Licht vor Jahrhunderten abgestrahlt wurde, und das man in einem dortigen Jahrtausend erreichen wird. Es dürften nicht viele sein.
Galaktische Zivilisationen stehen vor dem entsprechenden Problem. Wie sollen sie ihren Zusammenhalt gewährleisten, wenn eine wichtige Depesche erst die UrUrUrEnkel des Adressaten erreicht? Auch Langlebigkeit reißt es nicht heraus: Eine Spezies, die Jahrtausende alt wird und immer auf ihrem Posten bleibt, ohne auf neue Ideen zu kommen, sich umzuorientieren, neue Wege zu suchen – wie langweilig! Selbst wenn solche Alien-Schildkröten existieren, wären sie innovativ genug, ins All aufzubrechen?
Es mag sein, dass es Ausreißer gibt, die es zumindest versuchen. Viele werden es nicht sein, und Erfolg werden noch weniger haben …

So weit, so deprimierend, doch es gibt einen ‚Ausweg‘: Von-Neumann-Sonden.
‚Erfunden‘ würden sie von John von Neumann, ungarisch-US-amerikanischer Mathematiker und einer der Väter der modernen Computer. Es sind (hypothetische) selbstreplizierende Raumsonden, die zu anderen Planeten aufbrechen, dort ‚Fabriken‘ errichten, um die nächsten tausend Ziele zu erreichen. Mittels Nanotechnologie kein Problem, nehmen wir mal an.
Theoretisch sollte eine solche Sonde ausreichen, um in wenigen Millionen Jahren die Galaxis zu ‚besiedelt‘. Wenn es mehrere Zivilisationen versucht haben, dann ist die Milchstraße ein riesiger Von-Neumann-Zoo. Auf jeden Fall sollten sie die Zahl bemannter interstellarer Missionen um Größenordnungen übertreffen.
Und irgendwann wird eine von ihnen auf einen kleinen, blauen Planeten in einem völlig unbedeutenden Spiralarm auf eine aufstrebende technische Zivilisation stoßen, die sie mit Kampfflugzeugen beobachtet. Und dann?
Eine Kontaktaufnahme wäre das unwahrscheinlichste Szenario. Keine verantwortungsbewusste Zivilisation (ja, wir wissen nicht einmal, ob eine solche existiert …) würde eine solche Sonde zum Erstkontakt programmieren. Zu vielfältig, zu gefährlich für beide Seiten wären die denkbaren Folgen. Vielleicht hätte die Sonde eine Super-KI an Bord? Aber wer würde ein bewusstes Wesen, künstlich oder nicht, auf eine solche Reise ohne Wiederkehr schicken?
Nein, mit Sicherheit wären die meisten solcher automatischen Kundschafter nur Datensammler. Sie beobachten still und rufen zuhause an. Aber die Nachricht wird Jahrzehntausende unterwegs sein, und in den meisten Fällen ist niemand mehr da, um sie zu hören. Und so sammeln sie weiter, vermehren sich, in der Hoffnung noch Welten zu finden, die nie eine Sonde zuvor gesehen hat …

Das ist, so fürchte ich, das wahrscheinlichste aller Szenarien. Wie passt es zu unseren UFOs?
Ziemlich gut: Wenn auch nur ein nennenswerter Anteil der Sichtungen echt ist, tummeln sich auf der Erde eine Vielzahl unterschiedlicher Bautypen, mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Formen und Eigenschaften. Sie beobachten und senden und warten auf eine Antwort, die frühestens in Jahrhunderten eintreffen wird. Sie beobachten auch einander, und dabei bleibt schon mal die Tarnung gegen die primitiven Ureinwohner auf der Strecke. Gewiss werden sie in dieser unübersichtlichen Situation nicht in Kontakt treten, nicht mit uns und nicht miteinander.
Ist das nicht ziemlich genau das, was wir beobachten?

Wenn also schon vor uns jemand da draußen auf die Idee gekommen ist, solche Sonden zu bauen, und das halte ich (auch wenn ich die Hürden für technologische, raumfahrende Kulturen für ziemlich hoch halte, aber wir haben ja hunderte Milliarden Sonnen in unserer Galaxie) recht wahrscheinlich, dann tummeln sich hier und in der Milchstraße die schweigenden Sonden vergangener Zivilisationen. Wir leben in einem riesigen Von-Neumann-Friedhof!

Was sollen wir tun, wenn sie nicht mit uns reden und uns immer ausweichen wollen. Wir könnten nach ihnen suchen, auf dem Mond, auf dem Mars und im Asteroidengürtel, vielleicht auch in der Tiefsee. Wo immer Lauerplätze und Versteckmöglichkeiten sind, um auf das Aufkeimen einer Zivilisation zu warten. Das dürfte die erfolgversprechendste Methode sein, nach Spuren außerirdischen Lebens zu fahnden.

Und nun bin ich gespannt, was wirklich im Bericht stehen wird!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.